Seit letzter Woche werden die neuen Kaffees aus Ruanda bei uns in der Rösterei in der Boxhagener Straße geröstet. Die Medium roast Kaffees von BUF Coffee Remera, Simbi und der Kopakama Kooperative sind 100% Arabica specialty coffees und geschmacklich herausragend. Wir fanden, dass das eine gute Gelegenheit ist, mit Sascha Spittel (Gründer von Tres Cabezas Berlin Coffee Roasters) über das Ausnahme-Anbauland Afrikas zu sprechen.
- Wie kann man den Kaffeeanbau und die Verarbeitung in Ruanda beschreiben?
In Ruanda haben die meisten Familien viele kleine Anbauflächen, die manchmal nur einen Hektar groß sind. Für solche kleinen Anbauflächen funktioniert es sich nicht, eigene Verarbeitungsanlagen zu kaufen und sich als Farmer oder Farmerin selbstständig zu machen. So kommt es, dass sich die Produzenten zu Kooperativen zusammenschließen und dann gemeinsam eine washing station nutzen. Oft sind es bis zu 1000 Einzelproduzenten deren Kaffees in derselben washing station verarbeitet werden.
- Was für Schwierigkeiten gibt es beim Direct Trade, dem direkten Handel? Beziehungsweise: gibt es da überhaupt Schwierigkeiten?
Für uns ist es das erste Mal, dass wir aus Ruanda unsere Kaffees direkt beziehen können. Die Kontakte dafür haben wir vor Ort beim "Cup Of Excellence Ruanda 2015" geknüpft. Marianne, unsere Headbarista, und ich durften hier als Juroren an der Auswahl der besten Kaffees des Landes teilnehmen. Der Cup Of Excellence war für uns auch eine Möglichkeit zum Kennenlernen von Kooperationen, washing stations und Transportunternehmen. Durch diese Treffen konnten wir uns bei den Produzenten vor Ort als Unternehmen vorstellen, uns als Personen und Kaffeeröster einbringen, uns gegenseitiges Vertrauen schenken und vor allem eine Basis für zukünftige Zusammenarbeiten aufbauen Geoff Watts von "Intelligentsia Coffee" war uns dabei eine große Hilfe. Er engagiert sich seit über 10 Jahren in Ruanda. Gemeinsam mit der Kaffeeorganisation in Ruanda organisiert er Lehrgänge und Cupping Kurse für Farmer, Exporteure und vieles mehr. Die Schwierigkeit war dabei gar nicht so sehr, die Kaffees auszusuchen und mit den Farmern zu sprechen, sondern eher der logistische Part. Wie bekommen wir die Kaffeesäcke nach Berlin? Dafür einen Partner zu finden, mit dem man sich einen Container teilen kann, war weitaus schwieriger. Deshalb hat die Verschiffung auch etwas länger gedauert, als wir eingeplant hatten. Aber so ist das mit dem Direct Trade eben. Es kann halt auch immer mal etwas schief gehen. Umso mehr freuen wir uns, die Kaffees nun endlich in Berlin zu haben und anbieten zu können. Alle drei sind geschmacklich ganz weit vorn.
- Was ist denn das geschmacklich Besondere an den Kaffees aus Ruanda?
Ruanda ist für mich ein kleines Juwel in der Kaffeewelt. Nach dem Genozid im Jahr 1994 haben die Menschen aus dem Nichts mit dem Kaffeeanbau wieder begonnen. Nehmen wir zum Beispiel Epiphanie Muhirwa, sie ist die Gründerin von BUF Coffee. 1994 Frau Muhirwa ihren Mann verloren und stand mit ihren zwei Kindern vor einem persönlichen Nichts. Frau Muhirwa entschied sich damals, ihre Kaffeefarm weiter auszubauen und nun besitzt sie zwei washing stations, die sie gemeinsam mit ihren Söhnen leitet. Genau wie Epiphanie Muhirwa hat sich nach 1994 das ganze Land mit dem Anbau von Kaffee emanzipiert und so eine neue Stabilität, eine neue Kraft in sich gefunden. Darauf kann Ruanda stolz sein. Die Kaffeequalitäten, die dort heranwachsen, suchen ihresgleichen. Was wir jetzt von unseren Kaffees erwarten, ist nur Gutes! Die Kaffees sind feine und edle, klassisch - afrikanische Kaffees. Sie besitzen eher leichtere Körper mit feinen Säurelinien und komplexen, fruchtigen Nuancen. Im Vordergrund sind oft frische Süßen und leichte, florale Zitrusaromen; auch oft in Kombination mit einem spannenden teeigen Charakter.
- Hast Du einen Favoriten?
Mich hat der Kaffee der Kopakama Kooperative in seinen Bann gezogen, aber ich weiß, dass unsere Barista in den Shops den Simbi Kaffee sehr schätzen. Geschmäcker sind eben verschieden und das ist ja auch gut so.
- Sascha, ich danke Dir für das Gespräch.
Gerne.