To bloom, or not to bloom? Das ist jedenfalls für uns Kaffee-Nerds die Frage der Fragen.
Das Blooming gehört zu den Standards, die wir alle kennen - wie das Ausspülen von Papierfiltern oder das gezielte Drücken von Tampern. Richtig darüber nachdenken tun wir aber eigentlich nicht mehr. Dieser Artikel soll etwas Licht ins Dunkle bringen und klären: Was soll mit dem Blooming eigentlich erreicht werden? Gibt es eine bessere Lösung? Ziehen wir den Zorn der Kaffeegötter auf uns, wenn wir darauf verzichten?
Das Blooming ist der allererste Teil eines Pour-over. Dabei gibt man eine kleine Menge Wasser zum trockenen Kaffeemehl und lässt es etwa 30 Sekunden lang quellen. Manche Leute rühren dabei gerne um, andere lassen es einfach in Ruhe durchziehen.
Mit dem Blooming werden zwei Ziele verfolgt. Zum einen soll der gesamte Kaffee so schnell wie möglich befeuchtet werden, um sicherzustellen, dass keine trockenen Klümpchen bleiben. Diese könnten zu einer ungleichmäßigen Extraktion führen, bei der ein Teil des Kaffees nicht mit einbezogen wird. Zum anderen entsteht beim Rösten von Kaffee CO2, das in den Bohnen eingeschlossen ist und freigesetzt werden muss, um den Kaffee richtig aufzubrühen. Hierdurch entstehen Blasen, wenn der Kaffee mit Wasser aufgegossen wird. Im Englischen spricht man deshalb auch von "Blooming": Das Kaffeemehl blüht auf und entfaltet sich.
Aber ist dieser Prozess wirklich notwendig? Einige Kaffeebrauer, vor allem diejenigen, die in Cafés einen Pour-over zubereiten, sind vom Blooming eher frustriert: 30 Sekunden sind bei Kaffee eine lange Zeit! Dies hat einige dazu veranlasst, mit sogenannten "No-Bloom"-Methoden zu experimentieren. Bei den meisten Methoden (wie dieser hier) wird eine kleine Vertiefung in das trockene Kaffeebett gebohrt, sodass sich das Kaffeemehl schneller vollsaugen kann, wenn man das Wasser von der Mitte aus eingießt. Diese Vorgehensweise ist anstelle des Wirbelns oder Rührens notwendig, das normalerweise beim Aufbrühen angewendet wird. Dann kann einfach der gesamte Rest des Wassers aufgegossen werden.
Dieses Vorgehen macht das Ganze nicht nur schneller, sondern auch einfacher: ein Aufguss, fertig in weniger als zwei Minuten. Aber es gibt auch ein paar Herausforderungen. Zunächst einmal dauert es ohne Bloom ein wenig länger, bis der gesamte Kaffee gesättigt ist, was zu einer ungleichmäßigen Extraktion und einer weniger ausgewogenen Tasse führen kann.
Des Weiteren verwenden die meisten No-Bloom-Brauer eine niedrigere Brühtemperatur, um die CO2-Freisetzung zu verringern. Heißeres Wasser setzt CO2 schneller frei, was bei einem No-Bloom-Brühverfahren den Kaffee stark aufwühlen und zu einer übermäßigen Extraktion und Bitterkeit führen kann. Dies kann vor allem bei heller gerösteten, schwer zu extrahierenden Kaffees ein Problem sein, die bei niedrigeren Temperaturen zu wenig extrahiert und sauer werden können.
Auch wenn die No-Bloom-Methode eine schnellere und einfachere Zubereitung ermöglicht, birgt sie neue Herausforderungen, die du dir bewusst machen solltest. Je nach deinen Prioritäten kannst du entscheiden, welche der jeweiligen Methoden besser zu dir passt. Probier es einfach aus!