Ob im Supermarkt, im Café um die Ecke oder bei uns bei 19grams, Kaffee hat einen Preis - uns zwar nicht immer gleich viel. Der Preis variiert. Wir klären auf, wie kommt der Kaffeepreis überhaupt zustande und wieso du bei uns mehr bezahlst, als für "Commodity Coffee" im Supermarkt.
Ein Sprung in die Vergangenheit: Die Kaffeekrise
Um die heutige Festlegung von Kaffeepreisen zu verstehen, sollten wir kurz über die vergangenen Regelungen zu sprechen.
Drastischer Fall des Kaffee-Weltmarktpreise zwischen 1998 und 2004
Ursprünglich wurde der Preis durch Quoten festgelegt. 1962 wurde ein internationales Abkommen der ICO (International Coffee Organization) verabschiedet, das die Produktion und den Konsum regulieren sollte. Das bedeutet, dass für jedes kaffeeproduzierende Land eine Quote festgelegt wurde. Ziel war es, eine Überproduktion und somit einen Preisverfall zu vermeiden. Dies scheiterte im Jahr 1989, als die USA aus dem Abkommen austraten und die Regulierung aufgehoben wurde. Zudem beschloss die Weltbank in den 90ern, Ländern mit hohen Auslandsverschuldungen im Ausbau des Kaffeeanbaus zu unterstützen. So stieg das zuvor auf dem Kaffeemarkt unbedeutende Land Vietnam 1999 zum zweitgrößten Kaffeeproduzenten hinter Brasilien auf.
Diese beiden Entscheidungen führten damals zu einer Überproduktion. Den Marktgesetzen zufolge war das Angebot deutlich höher als die Nachfrage, weshalb der Kaffeepreis drastisch sank. Die Folgen waren katastrophal: Tausende von Landarbeitern verloren ihre Arbeit, Kinder konnten nicht mehr zur Schule gehen, sondern mussten auf der Farm aushelfen und in Äthiopien kam es zu einer Hungerkrise.
Eingriff der Fair-Trade-Organisation
Darum hat die Fair-Trade-Organisation im Jahr 2006 einen kontrollierten Handel eingeführt. Dieser soll den Produzenten ein festes Einkommen sichern, auch wenn der Marktpreis niedrig ist. Weitere Informationen über Fair-Trade und wieso man auch bei Fair-Trade Produkten nicht einfach blind zugreifen sollte, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Was ist der Weltmarktpreis und wer legt ihn fest?
Zunächst ist es wichtig klarzustellen, dass es keinen allumfassenden Kaffeepreis gibt. Was es jedoch gibt, ist einen Richtwert, der von der ICO festgelegt wird. Diese beobachtet den Markt und passt den Weltmarktpreis bei langfristigen Veränderungen von Angebot und Nachfrage an. Der Preis dient Handelspartnern als Orientierungspunkt. Der Durchschnittspreis bezieht sich auf die am häufigsten gehandelten Sorten.
Die Börse: Handelsplatz für Arabica und Robusta
Für Arabica und Robusta gibt es unterschiedliche Börsen. Dass Kaffee überhaupt als Ware an der Börse gehandelt wird, liegt daran, dass es nach Erdöl der zweitwichtigste Rohstoff ist. Mit dem Wachstum des Marktes stieg auch der Wert der importierenden Unternehmen.
Die Börse als Handelsplatz
Der Preis entsteht durch Angebot und Nachfrage. Für die Arabica-Bohnen ist der New York Board of Trade (ICE Futures U.S.) die größte und wichtigste Börse, während für Robusta die NYSE Liffe in London zuständig ist. Die Produzenten können ihre Ware mit einer bestimmten Qualität zu einem konkreten Termin zu einem festgelegten Preis verkaufen. Das kann auch zu einem Zeitpunkt sein, wenn der Kaffee noch gar nicht geerntet ist. Das Besondere an Kaffee als Ware an der Börse ist auch, dass der Kurs durch äußere Faktoren, wie Dürren oder Überflutungen, einen begehrten Kurs für Spekulanten darstellt. Ein Grund, weshalb der Preis außerdem schwanken kann, ist die Abhängigkeit zum Dollarkurs. Entsprechend seiner Höhe oder Tiefe schwankt der Kaufpreis in Deutschland.
Warum ist der Kaffeepreis aktuell so hoch?
Der Weltmarktpreis ist im letzten Jahr explodiert. Laut der ICO sind die Kaffeepreise im Jahr 2021 um mehr als 50% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dir ist bestimmt aufgefallen, dass der Preis für deinen Lieblingskaffee gestiegen ist. Für diesen Anstieg gibt es zwei Gründe: Den Klimawandel und einen steigenden Kaffeekonsum.
Der Klimawandel
Brasilien gilt als das größte Anbauland für Kaffee. Jährlich werden über 300.000 Tonnen nach Deutschland geliefert. 2021 - also vor ein paar Monaten - hat das Wetter den Farmern einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht: Sie hatten nicht nur mit einer starken Dürre, sondern auch mit Frost zu kämpfen. Vielen Farmern sind große Teile der Ernte erfroren. Somit ist das Angebot des wichtigsten Kaffeeexporteurs stark gesunken. Durch den Klimawandel wird es auch in den kommenden Jahren immer häufiger zu Ernteausfällen kommen.
Anstieg des Kaffeekonsums
Trotz - oder gerade wegen der Corona-Pandemie - ist der Kaffeekonsum auf der ganzen Welt gestiegen. Es gilt das Prinzip der Marktwirtschaft: Wenn die Nachfrage größer als das Angebot ist, steigt der Preis. Der Deutsche Kaffeeverband berichtete, dass der Kaffeekonsum Zuhause um ca. 11% anstieg, während zugleich der Konsum in Cafés, Restaurants oder am Arbeitsplatz sank. Der Heim-Konsum hat also den Einfluss der Corona-Pandemie auf die Gastronomie kompensiert.
Einfluss auf den Farmer
Der Preisanstieg mag beim Konsumenten im ersten Moment nicht immer gut ankommen, aber es ist wichtig zu verstehen, dass selbst bei den höheren Preisen die Farmer nicht mehr Geld verdienen. Gerade bei Commodity Kaffee (handelsüblicher Kaffee aus dem Supermarkt) können die meisten Farmer gerade so ihre Kosten decken. Und auch nur, weil häufig die ganze Familie mit anpackt. Deswegen ist Direct Trade so wichtig; damit auch Kleinbauern mit hochwertigem Kaffee einen fairen Preis für ihre Arbeit bekommen. Mehr zu dem Thema erfährst du in diesem Blogartikel!
Wir stehen auf Direct Trade
Alle Ohren gut gespitzt, denn wir legen nicht nur sehr viel Wert auf eine hohe Qualität, sondern auch auf einen fairen Preis für unsere Farmer. Das habt ihr zwischen den Zeilen schon mitgelesen ;)
Unser Kaffee ist kein Massenprodukt - wir legen größten Wert auf Qualität. Bei 19grams genau wie viele andere aus der Specialty Coffee Branche ist direkte Kommunikation und fairer Handel mit den Produzenten der Weg zum Ziel. So kann auf die Bedürfnisse beider Seiten so eingegangen werden, dass beide vom Geschäft profitieren. Uns geht es um weit mehr als nur Business: Bei 19grams ist es uns wichtig, eine enge und vor allem langfristige Beziehungen zu unseren Partnern zu pflegen.